Weitsichtig mähen
In Eva Kollmanns Wildobstplantage im aargauischen Beinwil sind seit bald einem Jahr zwei Mähroboter unterwegs. Ihr Job: die Wiese zwischen den Baumreihen niedrig zu halten. Das Pilotprojekt von Husqvarna zeigt, dass automatisierte und akkubetriebene Mäher nicht nur in Gärten und auf Sportanlagen punkten, sondern auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen Potenzial haben.
In der Ferne hämmert ein Buntspecht, aus der Krone eines alten Hochstamm-Birnbaums sind die Melodien verschiedener Singvögel zu hören. Unweit davon wachsen in langen Reihen spalierförmig gezogene Obstbäume. Es sind Wildfrüchte, deren Ernte im Spätsommer zu hochwertigen Produkten veredelt wird. Seit 2011 betreibt die studierte Ingenieurin Eva Kollmann in Beinwil im Freiamt das sechs Hektaren grosse, biozertifizierte «Landgut Weitsicht», das auf die Produktion von rarem Wildobst spezialisiert ist.
Plötzlich ein leises Surren: Zwischen den Baumreihen taucht ein Mähroboter auf. Gemeinsam mit einem weiteren Gerät ist er dafür zuständig, die rund 3‘000 m2 grosse Wiese kurz zu halten. Die Idee, die Fläche nicht mehr mit Traktor und Balkenmäher zu bewirtschaften, entstand vor rund einem Jahr. Auf der Suche nach einer akkubetriebenen und bodenschonenden Lösung stiess Eva Kollmann auf die Automower. «Was in Parks, Gärten und auf Sportanlagen funktioniert, kann in meinem Obstgarten nicht falsch sein», dachte sie und konnte Husqvarna dafür gewinnen, bei ihr einen Feldversuch zu starten. «Ich mag es, Dinge zu vermählen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören, wie ein Automower und eine Landwirtschaftsfläche» erzählt die innovative Unternehmerin verschmitzt. «Es zeigt sich, dass Mähroboter auch nichtalltägliche Situationen abzudecken vermögen und in der Lage sind, `Neuland` zu erschliessen.» Mit dem Mähresultat ist sie sehr zufrieden. «Einzig die Räder könnten etwas geländegängiger sein, ansonsten passt alles perfekt.“ Diesen Input hat Armin Kummer, der zuständige Berater bei Husqvarna aufgenommen und die Automower inzwischen mit dem Hinterrad-Kit ergänzt, das die Traktion auf anspruchsvollem Gelände verbessert.
Eva Kollmann hat einen wachen, entschlossenen Blick und stets ein fröhliches Lächeln im Gesicht. Der elegante Filzut, den sie trägt, ist eine Reminiszenz an ihre österreichische Herkunft. Sie ist mit Wald, Jagd und Fischerei aufgewachsen und der Natur sehr verbunden. Vor diesem Hintergrund erstaunt es kaum, dass ihr Betrieb ein vielfältiges Mosaik verschiedener Nutzungen und Lebensräume für Pflanzen und Tiere ist. Zu den Wildobstkulturen gesellen sich extensive Blumenwiesen, Wildhecken und Strukturen wie Ast- und Steinhaufen. Stirbt ein alter Baum ab, darf er liegenbleiben und wird als Habitat für Insekten und Vögel in die Wildhecke integriert. Wiesel, Feldhase und verschiedene Amphibien sind regelmässige Gäste auf dem Landstück von Eva Kollmann, das ein Hort der Biodiversität ist. Um die Kleintiere nicht zu gefährden, hat sie die Mähzeiten entsprechend programmiert. Im Frühling, wenn die Frösche unterwegs sind, wird beispielsweise nur zwischen 9 und 16 Uhr gemäht, und nachts pausieren die Mähroboter ganz.
Neue Wege gehen
Eva Kollmann ist froh, dass sie mit den akkubetriebenen Mährobotern eine Lösung gefunden hat, die sie im Bestreben, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren, unterstützt. Als landwirtschaftlicher Betrieb sieht sie sich in der Pflicht, ihren CO2-Ausstoss zu minimieren und auf nachhaltige, erneuerbare Energien zu setzen. Als angenehmen Nebeneffekt schätzt sie, dass die Mähroboter aufgrund ihres geringen Gewichts den Boden nicht verdichten. Ihre beiden Automower bezeichnet sie augenzwinkernd als «meine wertvollsten Mitarbeiter». Sie sind mit dem System EPOS ausgerüstet («Exact Positioning Operating System»), das mittels einer Referenzstation eine Satellitenverbindung herstellt und die exakte Position der Geräte laufend ermittelt. Die Referenzstation ist auf dem Dach des grün bemalten Bauwagens platziert, der Eva Kollmann als Geräteschuppen, mobiles Büro und Pausenraum zugleich dient.
Den Strom selber produzieren
In einem nächsten Schritt will sie in ihren Obstkulturen mobile Solarzellen-Schirme platzieren, um ihre Automower künftig mit eigenem Strom zu betreiben.
Ein weiteres, geplantes Etappenziel ist mit dem vor wenigen Wochen erfolgten neusten Software-Update bereits erreicht: Dieses ermöglicht das systematische Mähen in Bahnen und erhöht damit die mähbare Fläche auf einen Schlag auf 8000 m2. Wenige Mausclicks am Computer oder in der App – und die Mäher erweitern ihren Arbeitsradius umgehend.